HOF ist nach wie vor eines der wenigen richtigen Filmfestivals (bei dem Fußball und Bier eine ebenso große Rolle spielen wie Filme) im Gegensatz zu den üblichen hohlen Schaukastenevents. Deswegen empfand ich es als große Ehre, dass mein erster Film 1979 dort seine Welturaufführung erlebte und dass ich im vergangenen Jahr von dem kürzlich verstorbenen großartigen Heinz Badewitz wieder eingeladen wurde, um eine Retrospektive meines Werks zu präsentieren. Ein treffender und befriedigender Bogen einer Karriere, und alles Gute für die nächsten fünfzig Jahre.

Chris Petit
Regisseur der Retrospektive 2015

Es gibt Festivals, die ich noch öfters besucht habe als Hof, Berlin, Locarno, Cannes, aber es gibt keines, das meine Filmverleiher-Reise so geprägt hat wie Hof.

Ich lernte Heinz Badewitz bereits in meinem ersten Jahr 1980 in Zürich kennen, als er «Ritorno a Casa» von Nino Jacusso nach Hof einlud. Letzterer war so von Hof begeistert, dass ich im Herbst 1981 nach Franken aufbrach und von dort mit vielen Eindrücken und mit dem «Letzten Loch» von Herbert Achternbusch im Koffer zurückreiste.

Die Freundschaft mit Heinz dauerte an, und die Geschichte von Filmcoopi und Hof zeigte sehr bald erfolgreiche Früchte. «Stranger than Paradise», damals noch ein Kurzfilm, war 1982 der Anfang unserer Reise mit Jim Jarmusch, die ohne Unterbruch bis heute dauert, «Männer» von Doris Dörrie war unser erster ganz großer Kinoerfolg, auch mit ihr verbindet mich eine bis heute andauernde Freundschaft.

Und in Hof hat meine tiefste Film-Freundschaft begonnen, mit den Leuten von Pandora, mit Reinhard Brundig, aber vor allem mit «Baumi» Karl Baumgartner, mit dem ich nicht nur die Leidenschaft für den Film, sondern auch die für den Fußball teilte, und der mich dann auch in die Hofer Fußballmannschaft einführte, in der ich 15 Jahre lang spielen durfte.

Der Tod von Heinz ist ein großer Verlust für uns alle, dem Festival wünsche ich, dass es in der neuen Formation sein Erbe erfolgreich weiterführen kann.

Felix Hächler

Dieses Gesamte, dieses Ganze am Festival, dieses Abgerundete macht HOF so besonders.

Country roads take us to HOF,
to the place where films belong,
West Sibiria, filmmakers‘ Mecca,
take us to HOF, the HOME OF FILMS.

Danke, Heinz. Du hast mich filmisch erst möglich gemacht.

Es ist das Jahr 2001 und ich bin Filmstudent an der dffb in Berlin. Ich habe gerade meinen Erstjahresfilm fertig geschnitten (4 Schnitte) und denke völlig größenwahnsinnig, dass der 10 Minuten schwarz/weiß Film zu den Hofer Filmtagen muss – irgendwie und unbedingt. Am besten also mal anrufen und die Sache mit einem Assistenten des Festivals klären. Auf der Webseite der Hofer Filmtage finde ich die Telefonnummer des Festival-Büros. Ich wähle und nach drei Freizeichen nimmt am anderen Ende jemand ab. Ein kurzes „magisches“ Wort klingelt in meinem Gehörgang: „Badewitz“. Nach einer kurzen Pause nochmal. „Badewitz … hallo?“ Ich, kalt erwischt, weiß nicht, was ich sagen soll. Der große Maestro himself am Telefon? Ich bin so geschockt, dass ich einfach auflege … Jesus. Was war das denn? Wie kann das sein? Der große Heinz Badewitz geht selbst ans Telefon? Das geht doch gar nicht.

Mit Schnappatmung sitze ich noch ein paar Minuten am Schreibtisch … Wir Filmstudenten hatten ja wirklich nicht viel Ahnung – so insgesamt gesehen. Aber wir alle wussten, wie wichtig die Hofer Filmtage waren und wir alle kannten den Namen Heinz Badewitz. Er war eine Legende für uns junge Filmemacher, noch bevor wir ihn zum ersten Mal getroffen hatten, ein Pate der Jungen und Radikalen – zu denen wir uns natürlich allesamt zählten. Wie konnte es sein, dass er höchstpersönlich ans Telefon geht?

Ich hatte damals folgendes Bild vor Augen: Heinz verschanzt sich alleine in einem dunklen Kino und sichtet 1000 Filme. Danach sitzt er dann auf irgendeiner Terrasse – mit einem Seidenschal um den Hals – und trinkt ein Schlückchen Rosé. Eine graue Eminenz, der man nur Botschaften über Dritte zukommen lassen kann – auf kleine Notizzettel geschrieben oder ins Ohr geflüstert – und er nickt nur, schüttelt den Kopf oder kichert in sich hinein, während er wie der James Bond-Bösewicht „Blofeld“ eine Katze krault. Tja. So kann man sich irren. Heinz war offen, witzig, uneitel und einer der freundlichsten Menschen im deutschen Filmbetrieb. Mit Mut zum Ausgefallenen und Neuen. Und so waren seine Hofer Filmtage auch.

Ein Festival, zu dem man immer wieder im Herbst über die A9 bis nach Hof gefahren kam, um am Tag nach der eigenen Premiere und nach nur drei Stunden Schlaf auf dem Fußballplatz zu stehen – die Betonung liegt hier ganz klar auf „stehen“. Ich begreife bis heute nicht, wie Peter Lohmeyer morgens immer so fit sein konnte. Nächtelang wurde in der Kneipe, in der es immer viel zu eng aber schön war, über Filme diskutiert – unterm Giebeldach, gleich neben einem Plakat mit der Aufschrift „Keine Startbahn West“.

Es ist nur eine kleine Geschichte. Nichts, was man verfilmen könnte oder so. Aber irgendwie ist mir die Sache mit dem Anruf nie aus dem Kopf gegangen. Mich hat sie immer daran erinnert, wie sehr Heinz die Hofer Filmtage war, wie sehr er das Festival verkörpert hat. Und mir ist nie der Gedanke gekommen, dass Heinz irgendwann einmal nicht mehr da sein könnte. Es war ausgemachte Sache, dass man ihn im Februar während des Weinabends in Berlin traf und dann natürlich im Herbst in Hof. Und wenn die Hofer Filmtage heute weitergehen und nächstes Jahr und übernächstes, dann stimmt es ja auch irgendwie.

Bastian Günther

50Jahre ist ein richtig runder Geburtstag und die soll man wirklich feiern. Es ist eine große Leistung, ein Festival über so lange Zeit mit so hoher Qualität zu verantworten. Einige meiner Filme haben das (deutsche) Licht der Welt zuerst in Hof erblickt. Es war jedes Mal ein aufregendes Ereignis, welches das Leben der Filme nachhaltig geprägt hat.

Was will man mehr als Festival als eben Filme auf die Welt bringen. Dazu sind mutige Entscheide, eine engagierte Programmation, und ein interessiertes Publikum Voraussetzung. Dies hat Heinz garantiert und ich bin sicher, die neue Crew wird das genau so machen. Ich wünsche noch ein langes Leben und gratuliere herzlichst für die ersten 50 Jahre!

Christoph Schaub

Wir wünschen dem ganzen Team gutes Gelingen und schicken liebe Grüße aus Wien.

1996 kam ich zum ersten Mal nach Hof. Ich hatte Angst vor Heinz. Meinen Kurzfilm Jahre zuvor hatte er im Rohschnitt erst haben wollen und am Ende doch abgelehnt.

DAS ERSTE MAL war dann mein erstes Mal in Hof. Heinz bot: Samstagabend, 20 Uhr, voller Saal. Heinz mochte den Film sehr und hielt eine witzige, ein wenig frivole Einführung, denn vor meinem eher mehrdeutigen Langfilm lief ein eher eindeutiger Kurzfilm: ein Schenkelklopfer für Menschen mit entschiedenem Humor. Ich hegte Befürchtungen. Sie erfüllten sich. Die sich laut selbst behauptenden Lacher verstummten nach fünfzehn Minuten. Die Anderen – schweigende Mehrheit – brauchten viel zu lang, um sich zurecht zu finden. Meine Regie-Feuertaufe in Hof war die Hölle! Wir betranken uns gemeinsam stilecht und sinnvoll in irgendeiner dieser eigenwilligen Hofer Kneipen, die einem eine miefige und würzige Erinnerung an zuhause geben, wenn man in der Provinz groß geworden ist wie ich.

Etliche Jahre und ein paar Filme später konnte ich mit meinem Film 12 HEIßT: ICH LIEBE DICH mein Hof-Trauma endlich nachhaltig auflösen. Heinz, der Kritische, Filme besessen Liebende, war inzwischen ein guter, sehr geschätzter Bekannter geworden. Einer, dem ich meine Filme sehr gern als Erstem zeigte. 12 HEIßT … war vom Fernsehen produziert, aber in meinem Herzen für´s Kino gemacht. Dieses Mal hielt der fertige Film, was Heinz im Rohschnitt bereits erkannt hatte, und Heinz freute sich sehr, dass Kritiker und Publikum es bei der öffentlichen Premiere in Hof ebenso wahrnahmen. Zwei große Verleiher bekundeten Interesse, welches der Sender unumwunden ablehnte. Aber dank Hof durfte der Film bleiben wie er ist und wurde ganz ohne Musik ausgestrahlt.

Ich denke an Heinz, und ich denke an HOF, und ich fühle, was ganz sicher ganz viele fühlen: Heinz ist unersetzbar. Für HOF, für uns alle. Mir kommt meine Lieblingsstadt Lissabon in den Sinn. Dort sitzt Fernando Pessoa vor seinem Lieblingscafé, in Bronze. Für all die, die ihn erinnern und für all jene, die ihn nicht kannten, um ihm zu begegnen. Eine bleibende Erinnerung und eine schöne Würdigung der Stadt von ihrem großen Poeten. Wie wäre das, HOF? Er wäre immer da. Und wir hätten ein Zentrum zum Pilgern, zum kurzen Verweilen, zum Innehalten und Andenken zwischen all den Filmen, die noch kommen werden. Nach Hof. Zu Heinz.

Connie Walther

Wenn man einmal Zeit mit Heinz Badewitz verbracht hat, begleitet das einen durchs ganze Leben. Sein Filmwissen war unglaublich, aber wichtiger noch war seine Leidenschaft fürs Kino! Er hat einem den Verstand verdreht, um Raum für seine Gedanken zu schaffen. Und er war unendlich großzügig. Mit ihm schmeckten sogar die Würste gut!

Bob Rafelson
Regisseur der Retrospektive 2010