Zu Gast in HoF 1997: Sönke Wortmann

Sönke Wortmann

Als ich anfing, Mitte der Achtziger auf der HFF in München, hatte ich ein großes Ziel: Ich wollte einmal, nur einmal, mit einem meiner Studentenfilme in HoF laufen! Das gelang überraschenderweise gleich beim ersten Mal – NACHTFAHRER lief als Vorfilm und ich kann mich nicht erinnern, jemals davor oder danach in meinem Leben so aufgeregt gewesen zu sein. Ich konnte tagelang nicht schlafen, vor der Vorstellung war mir kotzübel und als der Film dann lief, habe ich mich zunächst nicht in den Saal getraut, sondern mir vor der Tür die Fingernägel abgekaut. Irgendwann überwog dann doch die Neugier, und ich schlich mich in den dunklen Saal. Der war proppenvoll, also hockte ich mich auf den Boden. Neben mir flüsterten zwei Frauen in etwa so:

„Ach Du Scheiße, was soll das denn?“
„Was macht der (also ich) denn da?“
„Was sind denn das für komische Schnitte?“
„Meint der das ernst?“
„Ich kann da gar nicht hingucken …“
„Sollen wir gehen?“
„Ja, besser ist das.“

Standen auf und verließen den Saal. Ich starb innerlich und war zu schwach, um ebenfalls rauszugehen. Und hatten die beiden nicht recht? War das nicht alles nur schlecht, was da von der Leinwand zurückkam? Nach gefühlten drei Stunden ging das Licht wieder an, und zu meiner Überraschung klatschte einer, schon während der Schlusstitel. Dann noch einer und dann der ganze Saal, sehr freundlich und ehrlich begeistert. Trotzdem bin ich mir heute nicht sicher, ob Heinz Badewitz den Film nur deshalb ins Programm genommen hat, weil ich damals ganz gut Fußball spielen konnte. Egal – es war ein großes Erlebnis, wie auch in den Jahren danach. Meine Wiege jedenfalls steht in HoF.

Sönke Wortmann
Regisseur und Filmproduzent

Filme in HoF:
NACHTFAHRER 1985
FOTOFINISH 1986
DREI D 1988
EINE WAHNSINNSEHE 1990
FOTOFINISH (Retro) 2006

Preise:
Kodak-Eastman-Förderpreis 1988