Das heutige Format
2006 erleben die Filmtage ihre 40. Auflage. Aus Anlass dieses Jubiläums blicken sie in der Retrospektive auf sich selbst zurück und zeigen 17 Highlights von früher, darunter Werner Herzogs Kaspar-Hauser-Film JEDER FÜR SICH UND GOTT GEGEN ALLE. Im aktuellen Programm trumpfen Frauen mit Titeln wie ZWEI FRAUEN, THREE MOTHERS, VIER TÖCHTER auf. Die Männer aber halten dagegen: SCHWERE JUNGS heißt der Eröffnungsfilm, der diesmal – und künftig immer – nicht am Mittwoch-, sondern bereits am Dienstagabend läuft, und das gleich zweimal, erst im Scala-Kino, eine halbe Stunde später im Central. Das Festival, das im ersten Jahr nur einen halben Vormittag, aber im zweiten schon zweieinhalb Tage dauerte, hat sich nun auf sechs Tage ausgedehnt. Damit jedoch, versichert Badewitz, sei der Endpunkt erreicht.
Ein Festivaltag mehr, das bedeutet natürlich auch: mehr Vorstellungen, mehr Zuschauerplätze. Und mehr Filme. Hundert sind es diesmal, darunter 67 lange Spiel- und Dokumentarfilme. Unter den deutschen Beiträgen imponiert besonders VIER MINUTEN von Chris Kraus mit der großartigen Hannah Herzsprung und dem Hofer Sven Pippig. Das Bayerische Fernsehen strahlt zum Festivalstart ein 30-minütiges Porträt von Heinz Badewitz aus. Es heißt DER HEINZ VOM FILM und zeigt ebendiesen in der Rahmenhandlung beim Friseur, also bei der Restaurierung seiner berühmten Pilzkopf-Frisur. Als dienstältester Festivalleiter Europas gilt er inzwischen, und er gibt Auskunft über sich selbst: »Man muss jung bleiben im Kopf.« Und:
»So lange ich noch eine Filmrolle halten kann, ist nicht Schluss.«
Im Oktober 2007 starten die Filmtage in ihr fünftes Jahrzehnt. Die Menge der deutschen Filme beläuft sich auf kaum glaubliche drei Dutzend, darunter 14 Dokus – über Prominente wie Josef Bierbichler und Mike Figgis, aber auch über zwei Frauen, die speziell für Rosa von Praunheim wichtig waren: MEINE MÜTTER.
Mit dem fürs Fernsehen gedrehten Spielfilm BELLA BLOCK – REISE NACH CHINA ist abermals Chris Kraus dabei, Maria Schrader zeigt LIEBESLEBEN, der aus Polen stammende Dokumentarfilmer Stanislaw Mucha, der lange in Hof gelebt hat, präsentiert seinen ersten Spielfilm: HOPE. Die Werkschau umfasst acht Arbeiten des »chinesischen Amerikaners« Wayne Wang, darunter die zu Kultfilmen gewordenen internationalen Erfolge SMOKE und BLUE IN THE FACE.
Das Presseecho auf die 41. Filmtage fällt zwiespältig aus. Die Süddeutsche Zeitung rügt die »Überfülle von Fernsehproduktionen, die nur auf mittlerer Temperatur dahinköchelten«. Dagegen meint Michael Althen in der FAZ, Hof werde gerade dadurch attraktiv, dass die ohnehin schwammige Trennlinie zwischen Film- und Fernsehproduktionen für eine knappe Woche aufgehoben werde:
»Ein guter Film bleibt ein guter Film, ob er nun fürs Fernsehen oder fürs Kino gemacht wurde.«
Mit großen Namen kann das deutsche Programm im Jahr 2008 aufwarten. Von Caroline Link stammt der Eröffnungsfilm IM WINTER EIN JAHR, Christian Petzold zeigt JERICHOW, Praunheim ist mit DER ROSA RIESE dabei, Hans-Christoph Blumenberg mit WARTEN AUF ANGELINA, Werner Schroeter mit NUIT DE CHIEN, Klaus Lemke mit DANCING WITH DEVILS, und bei den Dokumentarfilmen tauchen – nicht als Regisseure, sondern als Porträtierte – Achternbusch und Schlingensief auf. Badewitz spricht von einer »neuen Ernsthaftigkeit, die den Zeitgeist widerspiegelt«, und Praunheim, den die Stadt mit ihrem Filmpreis auszeichnet, betont, Hof sei ein wichtiger Ort – für die Branche, die Produzenten, die Schauspieler, die Regisseure.