Die Anfänge
»So ein Tag, so wunderschön wie heute«
Diesen Freudengesang stimmen die Hofer am 28. Mai des Jahres 1967 an. Freilich nicht, weil die Stadt nun ein Filmfestival hat. Vielmehr hat im Stadion Grüne Au der heimische FC Bayern Hof einen Sieg in der Aufstiegsrunde zur Fußball-Bundesliga gefeiert – 5:2 gegen Borussia Neunkirchen.
Hof 1967: Eine Fußballstadt. Nicht zufällig bleiben die Hofer Filmtage, deren Vorläufer an jenem 28. Mai aus der Taufe gehoben wird, bis heute dem Fußball verbunden: Kein Festival ohne das Match zwischen dem mit Filmprominenz besetzten FC Hofer Filmtage und der so genannten Hofer Auswahl.
Erste Hofer Filmtage gibt es, genau genommen, gar nicht. Was an diesem Sonntagvormittag vor etwa 100 Besuchern im Regina-Filmtheater abläuft, ist – den zwei handgemalten Plakaten zufolge – »das kleinste Filmfestival der Welt«. Auf dem Programm stehen neun Kurzfilme, von denen der kürzeste 59 Sekunden, der längste knapp 20 Minuten dauert. Unter den Regisseuren: Vlado Kristl, Uwe Brandner und der in München lebende Hofer Heinz Badewitz, der das Ganze organisiert hat und – als Uraufführung – seine LEIDEN DES JUNGEN TRAUERBÖCK zeigt.
Zwar wird nicht ernsthaft an eine Fortsetzung gedacht, aber beim Bier in der Gaststätte »Bootshaus« von Werner Weinelt, dessen »New Jazz Group« als Urzelle des Festivals gilt, spricht man schon mal darüber, wie es wäre, wenn aus der Kurzfilm-Matinee »Hofer Filmtage« würden.
Der entscheidende Anstoß dazu geht im folgenden Jahr von den Westdeutschen Kurzfilmtagen aus. Weil das renommierte Oberhausener Festival eine Vorzensur einführt, ziehen viele Regisseure aus Protest ihre Filme zurück. Badewitz nutzt die Chance und lädt die Kollegen in seine Heimatstadt ein. Motto:
»Alle wollen in die Großstadt – wir nicht.«
Weil Hof auch eine Bierstadt ist, fangen die 2. Internationalen Hofer Filmtage – so heißen sie schon – an einem Freitagnachmittag im Mai 1968 mit der Besichtigung einer der damals noch zahlreichen örtlichen Brauereien an. Im Garten derselben sitzt man gemütlich beisammen, ehe im Scala-Kino der erste Film angeschaut wird: Vlado Kristls DER BRIEF. Der ist sehr schräg, und auch im weiteren Programm gibt es manches aus jenen Regionen, die man seinerzeit Underground nennt. Werner Herzog und Werner Nekes, Adolf Winkelmann und George Moorse sind mit Kurzfilmen dabei, für Internationalität sorgen unter anderen Gäste aus Prag (von denen einer das Treiben der filmenden Kollegen im Westen als »Materialverschwendung« beklagt), zum Abschluss am Sonntagnachmittag läuft die CHRONIK DER ANNA MAGDALENA BACH von Jean-Marie Straub.