Der deutsche Film ist stark wie nie
Das deutsche Programm im Jahr 2000 gibt Anlass zur Freude. Dank Filmen wie LIEBESLUDER, ALASKA.DE und DIE INNERE SICHERHEIT kann man von einem kleinen Höhenflug sprechen.
Und der setzt sich 2001 fort. Die FAZ:
»Man verlässt Hof mit dem Gefühl, fünf Tage lang gut unterhalten worden zu sein.«
Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet Christian Petzolds TOTER MANN mit dem Hofer Schauspieler Sven Pippig – der als Mitarbeiter dem Festival-Team angehört – in einer Hauptrolle, für die er 2003 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wird. Zehn Jahre später müssen die Filmtage seinen Tod betrauern; Pippig wird nur 50 Jahre alt.
Neben Petzolds Film läuft auch eine Produktion, deren Titel programmatisch ist fürs krisengeschüttelte deutsche Kino: DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT. Recht so. Denn auf einmal wird der deutsche Film auch international wieder zur Kenntnis genommen. Nicht nur darf er seine Abstinenz bei großen Festivals beenden, er heimst sogar Preise ein – auch ein Oscar wird ihm endlich wieder zuteil. Kann es da ein Zufall sein, dass die Hofer Filmtage im Jahr 2003 erstmals einen deutschen Filmemacher zur Werkschau einladen, die bis dahin vorwiegend US-Amerikanern, Kanadiern, Briten, Australiern, Neuseeländern und Japanern vorbehalten war? Allerdings ist Ulli Lommel, nach Anfängen als Schauspieler bei Fassbinder, früh schon nach Amerika gegangen, wo er mit Andy Warhol bekannt wurde und ins Geschäft kam. Mit dem billig produzierten Horrorfilm THE BOOGEYMAN gelang ihm ein Sensationserfolg. In Hof stellt er sich als ein Mann vor, den nur eine einzige Leidenschaft treibt – das Filmemachen. Dies passt zum Gesamtprogramm, dem allgemeinen Hochkarätigkeit und Charme bescheinigt werden.
Auch 2004 bieten die Hofer Filmtage wieder spannende Entdeckungsreisen. Die Filme KAMMERFLIMMERN und NAPOLA, ALLEIN und EGOSHOOTER finden ein lebhaftes Echo. Einmal mehr bewährt sich das einen Besucherrekord verzeichnende Festival als Forum für den aktuellen Stand der Dinge im heimischen Kino, das, wie die Frankfurter Allgemeine schreibt, fünf Tage lang, »wenn Hof ist«, keine Krise kennt. FAZ-Redakteur Michael Althen weiter: Hätte Heinz Badewitz die Hofer Filmtage nicht erfunden, so würde »das seltsam gesichtslose Städtchen im mitteleuropäischen Irgendwo« wahrscheinlich nur denen noch etwas sagen, die sich an die besseren Zeiten des FC Bayern Hof erinnern.
Michael Althen stirbt 2011 im Alter von 48 Jahren, ein Jahr nach Schlingensief, der bei seinem Tod 49 Jahre alt ist. Der Schauspieler Pippig, wie gesagt, stirbt mit 50, und 2015 muss Heinz Badewitz, als er die 49. Filmtage eröffnet, den Tod von Peter Kern (mit 66) und Jimi Vogler (mit 68) beklagen. Da ahnt noch keiner, welches kaum vorstellbare Unglück – der Tod von Heinz Badewitz selbst – dieses Festival ein knappes halbes Jahr später treffen wird.
Der erste Film, der beim Festival des Jahres 2005 läuft, ist der älteste im Programm: Z, 1969 gedreht von Costa-Gavras, dem Meister des Politthrillers, der aus Paris zu der ihm gewidmeten Werkschau anreist. Das deutsche Kino ist mit zwei Dutzend Premieren vertreten, darunter Andreas Dresens SOMMER VORM BALKON. Den Filmpreis der Stadt Hof erhält Christoph Schlingensief, der sagt, dass die Filmtage für ihn »der absolute Startpunkt« gewesen seien. Und zum ersten Mal wird beim Festival auch ein »Förderpreis Deutscher Film Hof« verliehen, den Hypo-Vereinsbank, FilmFernsehFonds (FFF) Bayern und Bavaria Film ausgelobt haben.