The show goes on
Kurz vorher hatte er sich noch in München mit Mitarbeitern aus dem Festival-Team getroffen. Rainer Huebsch war dabei, der langjährige Organisator vor Ort und zweite Vorsitzende des Cine-Centers e.V. Gerade hatten ihn gesundheitliche Gründe gezwungen, beide Ämter niederzulegen. Aber nun ist er bei der Vorbereitung der 50. Auflage der Filmtage doch wieder dabei. Denn das so wichtige Forum des deutschen Films muss – darüber sind sich alle einig – auch nach dem Tod seines Gründers weiter Bestand haben. Die künstlerische Leitung des Jubiläums-Festivals wird von einem Kuratorium übernommen, zu dessen drei Mitgliedern neben Linda Söffker, Leiterin der Berlinale-Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ und Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), Thorsten Schaumann gehört. Er war für Bavaria Film tätig und zuletzt bei Sky Deutschland für Lizenzen, Einkauf und Vermarktung von Filmen zuständig. Im Jahr darauf, vom 51. Festival an, übernimmt er die Leitung der Filmtage allein. Aber zunächst gilt es das Fünfzigste zu schaffen.
»The show must go on.«
… sagt Rainer Huebsch zur Eröffnung und zitiert damit Heinz Badewitz, der diese Formel stets gebrauchte, wenn organisatorische Schwierigkeiten auftraten. Die Show im Oktober 2016 beginnt verheißungsvoll mit dem Film DIE BLUMEN VON GESTERN, einer romantischen Komödie am Rande des Abgrunds, inszeniert von Chris Kraus. Es gibt eine kleine Festival-Retrospektive mit Filmen von Vlado Kristl bis Maren Ade, ansonsten aber Neuheiten wie immer, zu denen auch die Filmtage-Veteranen Herzog, der auf eigene Kosten aus den USA anreist, und Wenders beitragen. Herzog nimmt auch an einer Gesprächsrunde teil, die in einer neuen Location, der Fabrikhalle Hoftex, stattfindet, dabei richtet man einen »Blick zurück nach vorn«. Höhepunkte im internationalen Programm sind Filme von Jim Jarmusch (PATERSON) und Ken Loach (I, DANIEL BLAKE), den Filmpreis der Stadt Hof erhält die junge Schauspielerin Aylin Tezel, und zum ersten Mal vergeben die Filmtage auch selbst einen Preis. Der ist nach Heinz Badewitz benannt, würdigt eine Nachwuchsregie und besteht aus einem Objekt der Design-Fachschule in Selb.
Ein Jahr später, pünktlich zu Beginn der 51. Filmtage, gibt es dieses Objekt auch in Groß. Es ist 5,80 Meter hoch und mit 1825 LED-Lämpchen bestückt, jeden Tag leuchten fünf mehr, am Schlusstag des Festivals alle. Das ganze Jahr über will die Stadt mit diesem Lichtzeichen an einen ihrer kulturellen Leuchttürme erinnern, der nun in sein zweites halbes Jahrhundert aufbricht. Mehr deutsche Filme denn je, insgesamt 34, werden gezeigt. Hof solle das Festival der Neuentdeckungen bleiben, sagt Badewitz-Nachfolger Schaumann, der aber auch eigene Akzente setzt, etwa mit einer »HoF PLUS«-Gesprächsreihe, die den Fokus auf brandaktuelle Themen der Branche richtet.
Zur Eröffnung läuft der Film DREI ZINNEN von Jan Zabeil, viel Interessantes folgt, darunter Beiträge über Prominenz aus Kultur und Wirtschaft – PHILIP ROSENTHAL ist dabei ebenso wie die Sängerinnen NICO und FAITHFULL. Aus den USA kommt Guillermo del Toros Spektakel THE SHAPE OF WATER, das in Venedig den Hauptpreis gewann, mit der Werkschau wird der von den Kulturen der Roma und der algerischen Kabylen inspirierte Regisseur Tony Gatlif, mit dem Filmpreis der Stadt der Dokumentarfilmer Wolfgang Ettlich geehrt.
Einige Wochen später, bei der Jahreshauptversammlung des Cine-Centers, in dem nun Ana Radica statt Badewitz den Vorsitz innehat, freuen sich alle, dass das Niveau gehalten werden konnte. Und Thorsten Schaumann sagt:
»Unter den Filmfestivals in Deutschland wollen wir die Nummer zwei nach der Berlinale sein und bleiben.«