Birgit Lehmann
Im Jahr 1990 hat Heinz Badewitz meinen ersten Kurzfilm für die 24.Internationalen Hofer Filmtage angenommen. Jetzt, 30 Jahre später, bin ich immer noch dabei. Ich, die keine Kunst- oder Filmhochschule absolviert habe, war so stolz, auf diesem hochgelobten A-Festival mein erstes Werk zu zeigen. Fünf Jahre später kam eine Zusage für den zweiten Kurzfilm und gleichzeitig ein Anruf von Heinz, ob ich nicht auch auf dem Festival arbeiten wolle.
Gleich in diesem Jahr durchstand ich mit dem neuen Job eines meiner eindrucksvollsten Hofer Festival Erlebnisse. Ich betreute unter anderen den Film ROHE OSTERN von Michael Gutmann, mit dem ich mich gleich verbunden fühlte, weil er wie ich aus Frankfurt kommt. Doch die 35mm-Kopie wurde im Kopierwerk nicht rechtzeitig fertig und wir mussten eine Zweiband-Vorführung vorbereiten. Das war keine einfache Aufgabe, denn der Vorführer hatte die Bildkopie parallel zu einer Tonbandkopie so anzulegen, dass beide Streifen synchron laufen. Der Kinosaal war brechend voll und der Regisseur verständlicherweise vor seiner Premiere aufgeregt.
Aber durch irgendeinen Grund, ein falscher Synchronpunkt auf der Kopie oder ein Problem mit der Maschine, hatte das leider nicht funktioniert. In der ersten Szene, in der wir gemerkt haben, dass der Film nicht synchron läuft, wirft ein Briefträger einen Brief in einen Briefkasten und der Deckel fällt zu. Der Ton kam drei Sekunden zu spät. Die Bänder zurück zu spulen und neu einzulegen dauerte seine Zeit. Nach langen und vielen Versuchen mussten wir aufgeben. Das Publikum verließ den Kinosaal. Sympathisch war der Regisseur, der seine Premierentragödie gelassen hinnahm. Der ehrgeizige Filmvorführer jedoch machte noch einen Versuch und löste plötzlich das Problem. Nur war der Saal mittlerweile leer. Ich stürmte ins Pressecafé, holte den Regisseur mit seiner Filmcrew zurück und vor dem Kino sammelte ich wieder das herumstehende Publikum ein.
Den ersten Szenenapplaus bekam der Briefträger, dessen Briefkasten zur richtigen Zeit schepperte. Ab dann bekam fast jede Szene mit Ton an der richtigen Stelle Applaus. Der Saal war wieder gut gefüllt, die Stimmung grandios und wir waren glücklich. Ich habe in den nächsten 25 Jahren auf den Hofer Filmtagen nie wieder ein Werk betreut, das so viel Szenenapplaus bekommen hat.
Birgit Lehmann, seit 1990 dabei
Tätigkeit im Alltag: Regisseurin, Sozialpädagogin, Fotografin, Tätigkeit bei den Filmtagen: Moderation und Gästebetreuung