Ernst Endt

Ernst Endt

Vieles im Leben ist glücklichen Zufällen zu verdanken. Durch einen dieser Zufälle wurde ich zu einem Filmtage-Junkie. Das kam so: Einen meiner engsten Freunde verschlug es 1980 beruflich nach Hof; ich erinnere mich noch sehr gut an seinen Anruf, in dem er von seinen ersten Filmtagen im Herbst dieses Jahres schwärmte und mich zu den Filmtagen im darauffolgenden Jahr einlud. Also fuhr ich 1981 nach Hof und erlebte zum ersten Mal die Intensität und Magie der Hofer Filmtage. Da musste ich wieder hin! Und da bin ich auch seither jedes Jahr wieder hingefahren.

Es waren und sind nicht nur die bekannten und oft beschworenen Begleitumstände, die die Filmtage einzigartig machen (die familiäre Atmosphäre, der Bratwurststand, das Bier im Galeriehaus); es sind auch die vielen kleinen Erinnerungen, die sich im Laufe von über vierzig Jahren angesammelt haben. Hier eine kleine und sehr persönliche Auswahl: Unvergesslich sind viele der valentinesken Ansagen von Heinz Badewitz und das anschließende rituelle Zerreißen seiner Spickzettel auf offener Bühne. So unvergesslich wie der Zigarettennebel spätabends im alten Central der 80er Jahre, der sogar den Horror von A NIGHTMARE ON ELM STREET weichzeichnete. Auch die Typographie und das Layout der Filmtage-Kataloge der Anfangsjahre, die sehr der Optik von alten Schülerzeitungen und Studentenflugblättern ähnelten, sind Teil dieser Erinnerungen. Sogar die in manchen Jahren vorherrschende meteorologische Tristesse trug zum cineastischen Glück bei. Konnte es einen besseren und behaglicheren Zufluchtsort als das Kino geben?

Dass ausgerechnet meine 40. Filmtage im Herbst 2020 auf eine etwas andere Art zu einem besonderen Jubiläum wurden, hätte ich vorher auch nicht für möglich gehalten. Aber selbst die digitalen Filmtage vor dem heimischen Computerbildschirm hatten ihren Reiz, wenngleich ich gestehen muss, dass ich die Sehnsucht nach „echten“ Filmtagen in ihrer ganzen Sinnlichkeit nicht unterdrücken kann. Deshalb freue ich mich auf die 55. Filmtage im Oktober 2021 in Hof. Und auf das Bier und die Bratwürste!

Ernst Endt, seit 1981 dabei
Ernst Endt kommt aus Eichstätt, war als Lehrer, Lehrerfortbildner und Lehrbuchautor tätig, jetzt im Ruhestand.