DER LACHENDE STERN

DER LACHENDE STERN (RETRO)

DER LACHENDE STERN

Regie: Werner Schroeter
Dokumentarfilm | D | 1983
Farbe | 109 min
Mono | tagalog OF m. dt./engl. UT

44. Internationale Hofer Filmtage
2010

Gedreht auf den Philippinen 1983, Statement von Werner Schroeter aus dem Jahr 1983:

„Das MIFF, das Internationale Filmfestival of Manila, wurde 1982 von Madame Imelda Romualdez Marcos, First Lady der Philippinen, Gouvernor of Metro Manila, Minister of Human Settlements etc. ins Leben gerufen. […]

Das politische System der Philippinen stellt sich als Diktatur im Gewand der Republik dar. Seit langem gibt es zu viel Kritik an diesem Staat von öffentlichen Institutionen wie Amnesty International, Liga of Human Rights und anderen, als dass man sie stillschweigend ignorieren könnte. Frau Marcos’ Idee der Festivalgründung lässt sich sogleich als eine politisch-propagandistische Auswertung dieses Prestigeunternehmens begreifen. Das Festival ist ein Schaufenster staatlicher Güte, liberaler Freundlichkeit und eleganter Realitätsverleugnung. […] Die großen Kulturnationen haben anscheinend den Status des Festivals in dem totalitären Staat einmütig akzeptiert. […]

Wie schwer ist es Frau Marcos gefallen, 80.000 Slumbewohner zu evakuieren, das Gelände zu planieren und auf den Trümmern der Hütten das Festival-Center aufzubauen (im Volksmund heißt es ‚Die Leichenhalle’, weil von 12.000 Arbeitern, die in 24-Stunden-Schichten tätig waren, 136 im schnellbindenden Beton erstickt sind)? Ich drehe keinen Film über das Festival, höchstens über die Möglichkeiten und Gründe, aus denen heraus es stattfindet. Ich war mit einem Film zum Festival 1983 eingeladen und komme mit einem neuen Film zurück. Das wichtigste ist nicht das Festival als solches, sondern der historische und menschliche Raum, in den es gesetzt wurde. Wie eine Krebsgeschwulst an den Hals der Flasche. […]

Ich sehe ein anderes Land, mir fremd und kaum bekannt, und möchte es nicht mit den Maßstäben meiner eigenen Geschichte messen. Ich muss mich einer anderen Kultur nicht so kniefällig nahen, wie es die Filipinos gegenüber der mächtigen katholischen Religion zur Zeit der portugiesisch-spanischen Invasion gezwungenermaßen getan haben. Ich muss die derzeitige Regierung der Philippinen weder bewundern noch verachten, denn sie kann mir nichts anhaben. Ich darf meinen Blick offen halten und Geschichte, Bedingung, Traum und Zukunft in der ihnen eigenen Relativität betrachten.

Mabuhay (Willkommen) Denn nicht für diese Welt haben wir alle gearbeitet, gekämpft, gebrüllt vor Entsetzen, Hunger, Not, Hass, Verleumdung und Ekel, dass wir alle vergiftet waren …“

Werner Schroeter